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Außergewöhnliches Orkantief Éowyn steuert auf die Britischen Inseln zu

In der Nacht auf Freitag erreicht ein außergewöhnlich starkes Orkantief mit Windspitzen um 200 km/h den Westen der Britischen Inseln
Sturm Hohe Wellen - pixabay.com
Sturm Hohe Wellen - pixabay.com

Am Donnerstag kommt es entlang einer scharfen Luftmassengrenze über dem Nordatlantik zu einer „Bomben-Zyklogenese“ bzw. „Bombogenese“, bei der im Tiefdruckkern ein Druckabfall von mindestens 24 hPa in 24 Stunden vorausgesetzt ist. Bei dem Randtief Éowyn wird der Druck innerhalb des gleichen Zeitraumes jedoch um gut 55 (!) hPa abfallen, das entspricht mehr als das Doppelte als der per Definition gegebenen. In der Nacht auf Freitag erreicht die Kaltfront des Orkantiefs mit einem Kerndruck von knapp unter 940 hPa den Westen der Britischen Inseln.

Tief GILLES am Donnerstag um 13 Uhr. Quelle: DWD

Hängt das Orkantief mit dem arktischen Kaltlufteinbruch in den USA zusammen?

Ja, denn für die Auslösung dieser explosiven Zyklogenesen ist das Vorhandensein einer scharfen Luftmassengrenze notwendig. In diesem Fall treffen die kalten Luftmassen, die bis nach New Orleans Schnee brachten, auf die warmen Luftmassen über dem Atlantik. Entlang der Grenze gibt es somit große Temperaturunterschiede innerhalb weniger Kilometer.

Animation der Temperatur auf etwa 1500 m Höhe im 3-Stunden-Takt . Gegen Ende der Animation ist der Druckabfall gut ersichtlich. © ECMWF/UBIMET

Spitzenböen um 200 km/h möglich

In der Nacht auf Freitag überquert die Kaltfront samt kräftigen Schauern und Gewittern Irland, dabei sind verbreitet Orkanböen von 120 bis 140 km/h zu erwarten. Im Westen von Ireland, etwa in der 85.000 Einwohner-Stadt Galway muss man sich auf Böen von 160 – 180 km/h einstellen. In exponierten Lagen, sowie an den Küsten sind Spitzenböen um 200 km/h oder sogar etwas mehr möglich. Träfen die prognostizierten Windspitzen tatsächlich so ein, würden sich neue Rekorde einstellen. Der bisherige Rekord wurde am 16.September 1961 in Malin Head mit 181 km/h gemessen. Nichtsdestotrotz ist mit Verkehrsbehinderungen und mit teils großen Schäden zu rechnen. Außerdem ist in der Nacht der Aufenthalt im Freien, insbesondere in Küstennähe lebensgefährlich. Es ist sogar ein Spezialflugzeug der NOAA, das eigentlich für Hurrikane vorgesehen ist, zum Sammeln von Messdaten losgeschickt worden.

Am Freitagmorgen zieht die Kaltfront über Großbritannien, dabei sind weiterhin kräftige Schauer und Gewitter sowie verbreitet zumindest Sturmböen von 80 bis 100 km/h einzuplanen. Stärker fallen die Böen Richtung Norden und Westen aus. In Wales und South West England sind Orkanböen um 120 km/h, von North West England bis North East England 140 km/h einzuplanen. Im Westen von Schottland muss lokal mit bis zu 160 km/h gerechnet werden.

Prognose der Windspitzen bis Samstag 1 Uhr MEZ © ECMWF/UBIMET

Auswirkungen im deutschsprachigen Raum

Im Vergleich sind im deutschsprachigen Raum nur geringe Auswirkungen zu erwarten. Lediglich an der Nordseeküste, den Mittelgebirgslagen Deutschlands, dem Jura in der Schweiz sowie am Alpenostrand Österreichs ist mit stürmischen Böen von 60 bis 80 km/h zu rechnen. Im Nordwesten von Deutschland ziehen am Freitagabend zudem ab Freitagmittag ein paar Schauer durch.

Prognose der Windspitzen bis Samstag 1 Uhr MEZ © ICON/UBIMET