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2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im globalen Mittel war das Jahr 2024 das bislang wärmste seit Messbeginn. Erstmals wurde auch die 1,5-Grad-Marke vom Pariser Klimaabkommen überschritten.
2024 wärmstes Jahr seit Messbeginn

Im globalen Mittel war das Jahr 2024 rund 1,6 Grad milder als in der vorindustriellen Zeit. Etwa ein Drittel der Welt hat dabei das wärmste Jahr seit Messbeginn erlebt. Auch in Deutschland war es das bislang wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Besonders warm im Vergleich zum Mittel war es in den Tropen, in Mittel- und Osteuropa, in China und Japan sowie auch im Osten Kanadas. In vielen Ländern war es hier das wärmste Jahr seit Messbeginn. Regionen mit unterdurchschnittlichen Temperaturen waren dagegen stark begrenzt, das einzige Land weltweit mit einer unterdurchschnittlichen Mitteltemperatur im Jahre 2024 war Island.

Abweichungen zum Mittel von 1991 bis 2020 (in dunkelrot = Rekord). © C3S/ECMWF

Warme Ozeane

Auch  die Wassertemperaturen waren in weiten Teilen des Atlantiks, des Nordpazifiks sowie des Indischen Ozeans außergewöhnlich hoch. V.a. in den tropischen Regionen sowie im Mittelmeer gab es oft neue Rekorde. Auch der Nordatlantik war von Jänner bis Mitte Juni durchgehend rekordwarm und auch aktuell liegen die Wassertemperaturen nur knapp unter dem Rekord aus dem Vorjahr.

Abweichungen zum Mittel von 1991 bis 2020 der Meeresoberflächentemperatur (in dunkelrot = Rekord). © C3S/ECMWF

Wasserdampf auf Rekordniveau

Generell wird durch die globale Erwärmung der Wasserkreislauf intensiviert: Einerseits verdunstet mehr Wasser, andererseits fällt Niederschlag kräftiger aus. Für jedes Grad Celsius an Erwärmung kann die Atmosphäre etwa 7% mehr Wasserdampf aufnehmen. Die Verdunstungsrate (also der Wassernachschub) steigt aber nur um etwa 3 bis 4% pro Grad Erwärmung an und kommt der gesteigerten Aufnahmekapazität der Atmosphäre also nicht ganz nach. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass es tendenziell seltener regnet, aber dafür stärker. Besonders gut kann man das an der zunehmenden Häufigkeit von Unwettern im Sommer beobachten. Paradoxerweise werden also sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger, da sich der Niederschlag auf weniger Tage konzentriert und mitunter auch nur lokal auftritt. Der Wasserdampf in der Atmosphäre war 2024 auf Rekordniveau.

Abweichungen zum Mittel von 1991 bis 2020 vom Wasserdampfgehalt der Atmosphäre (in dunkelblau = Rekord). © C3S/ECMWF

Trend und Schwankungen

Der globale Erwärmungstrend von etwa 0,2 Grad Temperaturzunahme pro Jahrzehnt, verursacht durch die steigende Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre, wird von Jahr zu Jahr von natürlichen Schwankungen überlagert. Aus diesem Grund wird es nicht jedes Jahr konstant etwas wärmer, sondern es gibt von Jahr zu Jahr eine gewisse Variabilität.
Die wichtigste natürliche Schwankung ist die El Niño Southern Oscillation (ENSO): In Jahren mit La Niña sind neue globale Rekorde unwahrscheinlich, während in Jahren mit  El Niño neue Rekorde recht wahrscheinlich sind, da sich die globale Mitteltemperatur dadurch zusätzlich um etwa 0,1 bzw. bei starken El-Niño-Ereignissen auch um 0,2 Grad erhöht.
Die Formel für die Berechnung von etwaigen Temperaturanomalien (via. S. Lee) sowie eine Übersicht des Einflusses verschiedener Faktoren auf die globale Mitteltemperatur (via Berkeley Earth).
Heuer hat El  Niño v.a. von Jänner bis Mai für eine zusätzliche Erwärmung gesorgt. Es gibt auch noch weitere Faktoren wie etwa das aktuelle Maximum der Sonnenaktivtität im 11-jährigen Sonnenzyklus oder Vulkanausbrüche (etwa der Hunga Tonga im Jahre 2022). Forscher gehen aber davon aus, dass diese eine sehr geringe Rolle spielen (jeweils <0,05 Grad). Umstritten sind noch die Auswirkungen auf die globale Mitteltemperatur von einer Verordnung zur Reduktion des Schwefelgehalts in Schiffskraftstoffen: Die daraus resultierende Reduktion der Albedo könnte regional für eine zusätzliche Erwärmung von 0,1 bis 0,2 Grad verantwortlich sein.
Globaler Temperaturtrend. © C3S/ECMWF

…und 2025?

Die vergangenen zwei Jahre, also 2023 und 2024, waren im globalen Mittel außergewöhnlich mild und haben die Erwartungen vieler Wissenschaftler übertroffen. Daraus kann man aber aktuell keine Beschleunigung der globalen Erwärmung ableiten, da es immer wieder zu mehrjährigen Schwankungen kommen kann. Die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Rekordjahr ist 2025 aber etwas geringer als heuer, zumal wir auch mit einer schwachen La Niña starten und die Prognosen für kommendes Jahr derzeit auf eine neutrale ENSO-Phase hindeuten. Dennoch hat 2025 gute Chancen als eines der drei wärmsten Jahre seit Messbeginn zu enden, knapp hinter 2025 bzw. ähnlich zu 2024.

Looking ahead to 2025, we expect it to be slightly cooler than 2023 and 2024 at around 1.4C above preindustrial levels, as El Nino has faded away and cooler conditions are developing in the tropical Pacific.

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— Zeke Hausfather (@hausfath.bsky.social) 10. Januar 2025 um 22:00